Rettung im Schnee
Es war einmal ein Winter...
Als "Allzweckwaffe" gab es auf der Station einen Truck (würde man heute sagen). Ich glaube, es war ein Jeep, mit zuschaltbarem Allradantrieb, großer Ladefläche und einer Vorrichtung vorne zur Montage diverser Hilfsteile, u.a. ein Schneepflug. Damit haben wir die Station und die Zufahrt befahrbar gehalten, besonders kurz vor Dienstbeginn, damit auch niemand einen Vorwand hatte, wieder heim zu fahren.
In besagter Nacht hat es sehr heftig geschneit. Schichtdienst hatten Helmut L., Juergen C. und der Hauptgefreite F. (Vornamen weiß ich nicht mehr). Die anderen Jungs haben seelig geschlafen und die ganze Aktion versäumt. Kuni hatte uns gewarnt - der Jeep hat ein Problem mit der Kupplung..... Wie dem auch sei, irgendwann am ganz späten Abend sind Helmut und ich dann auf die Idee gekommen, noch einmal Schnee zu räumen. Die Parplätze und Zugänge zu den Dienstgebäuden waren schnell geräumt, also musste uns der Wachmann das Tor öffnen und uns auf die Zufahrt lassen. Ihm war nicht so ganz wohl dabei, er hat wohl so eine Ahnung gehabt. Irgendwann, kurz vor der Einmündung zur B 399 gab Helmut dann einen ganz lauten Fluch von sich: "Scheiße, die Kupplung trennt nicht...."
Der Jeep zog / schob uns unaufhaltsam auf die Bundesstraße (glücklicherweise war absolut kein Verkehr) und gegenüber kopfüber in den Straßengraben. Und plötzlich trennte die Kupplung wieder. Alle Versuche mittels Rückwärtsgang und Abschleppen / Ziehen mit beiden VW Bullis waren nicht so von Erfolg gekrönt (Zwei Sätze Schneeketten waren durch - Jupp war weniger begeistert am nächsten Tag). Eine gefühlte Stunde später leuchtet ein Blaulicht aus Richtung Düren kommend auf. Die Polizei begleitete einen großen Streu- und Räumungs LKw. Nachdem wir unser Missgeschick glaubhaft erklären konnten, setzte der LKw in die Einfahrt, rollte rückwärts auf uns zu und versuchte den Jeep mittels Ketten aus dem Graben zu ziehen. Da waren es schon drei Lichter - blau der Polizei, gelb der LKw und wir mit gelb.
Aber der Jeep weigerte sich, wollte nicht raus aus dem Graben. Und wie eine göttliche Fügung, näherten sich weitere Blinklichter auf der B 399. Ein Jeep, ein Transport LKw und ein Bergepanzer - alles belgische Streitkräfte, mit Polizeibegleitung und blauem Licht, auf dem Weg nach Vogelsang. Der Polizist übernahm die Verhandlungen mit dem belgischen Kommandanten, und dieser entschied, dass der Bergepanzer seine Überlegenheit demonstrieren solle. Abschleppstange montiert und los ging es. Die Ketten drehten anfangs leicht durch, aber als er den Asphalt berührte, hatte der Jeep verloren und wurde in das Stationsgelände geschleppt.
Das war wohl der erste und einzige Panzer, der das Gelände jemals befahren hat - und wir waren dabei. Eine Einladung in die Kellerbar haben sowohl Polizei wie auch der belgische Kommandant ausgeschlagen. Am nächsten Morgen standen Helmut und ich bei OL Koch zur Beichte auf der Matte.... Aber eigentlich hatten wir nichts falsch gemacht.
Unser Stationsleiter hat die Sache mit der Polizei und den Belgiern "geradegezogen" und sich für die unerwartete Hilfe bedankt. Leider war das der Anfang vom Ende für unseren Jeep, kurz darauf kam ein Unimog für den Winter auf die Station. Aber in der Erinnerung war das schon eine geile Sache.
Die Sache mit dem Mittelstreifen
Nach einem harten und entbehrungsreichen Dienst auf der Station ging es Abends in die Kellerbar. Und hier war natürlich das Ziel, den steuervergünstigten Alkohol zu vernichten, Bier war etwas für "Weicheier" - so unser Credo.
Es ging also wieder einmal hoch her und irgendwann kam Hans G. auf die Idee, eine Gefechtsübung abzuhalten. Ziel war es, den Mittelstreifen der B 399 aufzurollen und in die Bar zu bringen. Wir also rauf auf die Stuben, Grünzeug an (richtiges Grünzeug - ohne Tarnflecken) und dann Treffen am Tor, Bewaffnung jeweils eine Flasche verdünnte Cola. Den Wachleuten schwante schon nichts Gutes, aber wir waren gewillt, den Feind zu besiegen. Sechs oder sieben Leute waren wir....
Unter dem Kommando von Hans kämpften wir uns die paar Meter bis zur Bundesstraße vor. Zweie stoppten den Verkehr (es kam nur ein Auto) und die Anderen versuchten den Mittelstreifen aufzurollen. Das war gar nicht so einfach, der hielt sich krampfhaft am Asphalt fest. Es halfen auch keine Kommandos von Hans, die hat er einfach ignoriert. Die mitgebrachte, flüssige Verpflegung hielt auch nicht lange, das lag wohl an dem mittrinkendem Autofahrer. Also wurde die Aktion abgebrochen und wir sind unter lautem Getöse wieder in die Kellerbar gezogen.
War aber nicht schlecht, die Aktion.
Guter Schlaf ist durch nichts zu ersetzen
Der Restroom mit Alarmpanel war zu der Zeit unten rechts, zwischen ehemaligem Kuni-Büro und Toiletten. Die Nachtschicht wurde von zwei Technikern und einem Wehrpflichtigen durchgeführt. Die beiden Techniker, Clemens G. und Juergen C. verbrachten die Nacht im Restroom, der dritte Mann schlief in seinem Bett in der Unterkunft.
Nach Abschluß aller anstehenden Arbeiten gönnten sich Clemens und Juergen noch einen kleinen Absacker in der Kellerbar. Ist wohl doch später geworden..... Jedenfalls ging es irgendwann in der Nacht zurück ins Elo-Gebäude und unser dritter Mann in sein Bett in der Unterkunft. Damit man uns nicht klaut (man hört und liest ja die schlimmsten Sachen) haben wir die Tür von innen verschlossen - Ordnung muss sein. Aber dann überkam uns doch eine gewisse, unterschätzte Müdigkeit und wir schliefen beide ein.
Und das tief und fest - sehr tief und sehr fest.
Im laufe der Nacht gab es eine Störung auf einem Kanal in die Niederlande. Nur wir haben den Alarm nicht gehört, diesen penetranten Pfeifton einfach nicht gehört. Unsere Gegenstelle HMAZ rief über das Switchboard an, noch ein nerviger Ton - wieder nicht gehört. Nicht dumm, hat der Niederländer uns via Posttelefon angerufen - auch nicht gehört. Dann hat er sich an unsere Gegenstellen BCHZ, AHEZ und AEMZ gewandt. Diese haben dann Leitungsausfälle simuliert um Alarme zu erzeugen - aber nicht mit Clemens und Juergen.
Irgendwann waren dieser penetrante Pfeifton und das ganze Gerappel dann zuviel für den Wachhund und der fing an zu heulen. Das brachte Ewald, einen unserer Wachleute auf den Plan. Nachdem er feststellen musste, dass die Tür verschlossen war, ein Klingeln nicht gehört wurde, ging er um das Gebäude herum und trommelte wie wild auf das Fenster ein. Das war dann doch zuviel und einer von uns wachte auf, weckte den anderen und wir versuchten das Chaos zu erkären. Und entschuldigten uns bei unseren Gegenstellen mit einem "Systemausfall am Alarmpanel". Nicht viele werden das geglaubt haben.
Um acht war Antreten mit Parole - ob man uns etwas angesehen hat? Ich befürchte ja........
Artgerechte Haltung
Diese Geschichte habe ich nicht persönlich erlebt, sie wurde mir von Axel B. so ungefähr erzählt:
Es gab damals (1977) ein Haustier....einen Papagei. Und der fühlte sich nicht so richtig wohl in seinem Gehege. Damals war der Restroom oben rechts hinter den Teleprintern. In einer Ecke, vom Flur aus gut zu sehen, war ein großer Käfig von Boden bis an die Decke. Und hier lebte das Haustier der Station.
Anfangs seiner Zeit auf ALAZ ein lebhafter Kerl, dann hat er immer weiter abgebaut (ging auch einigen Soldaten so). Also ist man übereingekommen und hat bei geistreichen Getränken in der Kellerbar überlegt, wie man dem armen Tier das Leben verschönern kann. Eventuell hat er ja Heimweh, man weis es nicht - unterschiedliche Sprachen zwischen Tier und Mensch.
Das Lösungswort war Mosun dem Vogel fehlt einfach ein richtiger Monsun - und dann fühlt er sich wieder wohl auf ALAZ. Natürlich kam dieser Gedanke zu vorgerückter Stunde, nach dem einen oder anderen Glas.
Das Szenario war also Folgendes: Einer erzeugt warme, tropische Winde mit dem Haarfön, einer schaltet das Licht immer an und aus und simuliert Blitze. Der Dritte sprenkelt mit der Spülbürste Wassertropfen in den Käfig (kein Monsun ohne Regen) und der Vierte rappelt am Käfig und simuliert Sturm und Donner.
Der Vogel fand das wohl nicht so toll, als ich im Januar 1978 auf ALAZ ankam war der Käfig verwaist.